Aus der Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes
nach der Sanierung am 8. Juli 1994

Franz Mader: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14


Almüsen Spiegel bey dem Stüfft Hl. Geist in Passau aufgericht zue Zeit Herrn Martin Schmidt des Rats und Pflegern, geschriben worden von Lorenz Algner Schreibern alda, im Jahre nach Christi Geburt 1683.
Januarius, Jenner
Erstlich ist ein jeder Pfleger schuldig, den Pfründnern an 5 Tagen in der Woche, sofern kein Fasttag einfällt, mittags und "auf die Nacht" Fleisch zu geben und zwar mittags junges Fleisch ( Fleisch von Kälbern, Schafen, Schweinen). An Pfinztag nachts (Donnerstag Abend) ist zu reichen entweder gedämpftes Fleisch oder ein "spiessgebratenes Prädl", beides mit Kraut. Alle Freitag trifft Fisch und in Ermangelung von lebenden Fischen ein Stockfisch oder "Platfisch". An Sonntagen muß "neben der Suppen, Kraut und Fleisch" noch ein zweites Fleisch gegeben werden und zwar entweder gebratenes Fleisch oder "Fleisch in einem Pfeffer" und zu jeder Mahlzeit eine Halbe Bier, ferner ein halbes Weizenbrot.
Am Neujahrstag gibt man zwei gesottene "Hennen" und "ein guetts Hoffstuckh Rindtfleisch, ein Khrautt, gersten in ainer geseuerten Prue", mittags und nachts eine Halbe Wein.
Am Tag der Heiligen Drei Könige werden gereicht zwei gesottene Hennen und ein gutes Hofstück Rindfleisch, Kraut, Gerste (geriebene Gerste, Gerstengraupen) oder Reis, dazu jedem Pfründner eine Halbe Wein. Abends gibt es ein gebratenes Huhn und Semmel für 10 Pfennige zu "pachen Schnidlen" (gebackene Schnitten). Am Tag Pauli Bekehrung gibt man jedem Pfründner eine Halbe Wein. Das monatliche Bad von Wolfgang Pergmann gestiftet, istbaulich zu erhalten und alle Monat heizen zu lassen, Bader und Heizer sind vom Stift zu zahlen.
Von Ostern bis auf Martini (11. Nov.) erhält jeder Pfründner täglich "ain frisch paar Ayr", eine Halbe Wein neben der anderen Kost und einen säubern Badmantel. In der Oktav Pauli Bekehrung (25. Januar bis 1. Februar) bekommt jeder Pfründner aus dem Vermächtnis der Frau Magdalena Funksin 12 Pfennige.

Februarius, Hornung
Am Lichtmeßtag (2. Februar) gibt man den Pfründnern 2 gesottene Hennen, 1 Hofstück Rindfleisch, Kraut, 1 Pfeffer- oder Nachfleisch und jedem eine Halbe Wein. Am Tag des heiligen Apostels Matthias wird jedem Pfründner eine Halbe Wein gereicht.
Am "Fassnachttag" treffen 2 gesottene Hennen, ein Hofstück Rindfleisch, ein Kraut, ein "Rieht Fleisch" (eine Schüssel oder ein Teller Fleisch) in einer "lauttern Prie" (klare Brühe), ein Krapfen und eine Halbe Wein; zur Nacht "ain khälberen Pratten" und dazu dergleichen "Siedtfleisch" (gesottenes Fleisch) neben einer Sulz, ferner ein Krapfen und eine Halbe Wein. Nach dem Vermächtnis des Herrn Johann Christoph Rohrschmidt, Chor; Vikar von Passau (gest. 19. Nov. 1659), waren den Pfründnern an diesem Tag 3 Gulden und 5 Pfennige auszuteilen.


Franz Mader: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Seniorenheim der Bürgerlichen Heiliggeist-Stiftung Passau. Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes nach der Sanierung am 08. Juli 1994. Bildnachweis: Atelier Kaps, Passau, Abb. 1; Herausgeber: Stadt Passau, Redaktion: Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Unterverzeichnis:

Grußwort Dr. Edmund Stoiber

Grußwort Dr. Gebhard Glück

Grußwort Willi Schmöller

Grußwort Anna Penzkofer

Geschichte der Hl.-Geist-Stiftung, Franz Mader

Denkmalpflege bei der Sanierung, Dr. Ing. Mathias Ueblacker

Leben und Wohnen im Altenheim, Joachim Berga

Architektur und Bauabwicklung, Hannes Schaudinn u.
Walter Schwetz

Planungs- und Baudaten,
Johann Freund

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"Almosenspiegel" von 1683